Sie haben viele Jahre in der wissenschaftlichen Forschung gearbeitet…
Nach meinem Biologiestudium in Mainz habe ich in Marburg promoviert und anschließend eine PostDoc-Stelle am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg bekommen. Das war eine hochspannende Zeit, in der ich den Forschungsfokus auf die Systembiologie legen konnte. Wir haben untersucht, wie viele der 10.000 bis 20.000 Proteine tatsächlich an der Genregulation beteiligt sind und haben dafür auch neue Methoden und Forschungsfragen entwickelt. Ich war immer neugierig und wollte Sachen entdecken, die noch niemand zuvor erforscht hatte.
Dann kam Ihr Umzug nach Berlin.
Ja, drei Jahre später ging ich als Nachwuchsgruppenleiter an die Humboldt-Uni nach Berlin. Dort haben wir im Rahmen einer Koop zwischen HU, Charité Universitätsmedizin und Max-Delbrück-Center gemeinsam ein neues Institut aufgebaut: das IRI Life Sciences. Wir haben es komplett selbständig eingerichtet, Gelder eingeworben, Doktoranden betreut und richtig gute Forschung betrieben. Nach neun Jahren wurde das Institut dennoch geschlossen und ich kehrte mit meiner Familie zurück ins Rheinland, wo ich aufgewachsen bin.
…und gingen in die Wirtschaft.
Die Stelle bei Bayer war großes Glück für mich. Außerhalb der Wissenschaftswelt zu forschen, war noch einmal eine ganz neue Erfahrung. Alles lief mehr projektgetrieben, hatte ganz andere Dimensionen – auch lag der Fokus stark auf der Immunologie, was für mich ein neues Themengebiet war. Aber so ein Konzern ist auch ein Tanker, der sich in festem Fahrwasser bewegt.
Jetzt sind Sie zurück in der Universitätswelt. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Ganz ehrlich: Ich habe die Lehre vermisst. Und diese Aufbruchsstimmung, wenn etwas Neues passiert. Hier in Düsseldorf habe ich die Chance, gemeinsam mit einem hervorragenden und supermotivierten Team etwas aufzubauen. Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen. Auch deshalb freue ich mich, wenn ich morgens durch die Tür hineinkomme. Unsere Studierenden sind unfassbar motiviert, hin und wieder natürlich auch mal überfordert, aber das ist in diesem Studiengang völlig normal. Wir sind ja alle neu hier und der Premierenjahrgang hat einen großen Anteil an den Entwicklungen der HMU in Düsseldorf und Krefeld. Sie sagen uns, wenn etwas gut läuft und wo Anpassungsbedarf ist. Und sie geben uns Lehrenden sehr positives Feedback.
Ihre Fächer Biologie und Chemie gehören zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen im Medizinstudium und sind sehr lernintensiv. Wie gestalten Sie Ihre Lehre, damit sie gut angenommen wird?
(Er lacht.) Insbesondere die Chemie ist zu Beginn tatsächlich sehr abstrakt. Das macht es den Lernenden schwer, schnell einen Bezug zur Medizin zu finden. Genau da setze ich an und erkläre, welche Relevanz dieses Wissen für die spätere Arbeit als Arzt oder Ärztin hat. Wer eine solide naturwissenschaftliche Grundlage hat und die Dinge und Zusammenhänge verinnerlicht, hat später mehr Zeit für die Patienten und wird kommende Entwicklungen mitgestalten und sich immer wieder neu zurechtfinden können.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Prof. Beckmann.
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